Katrin Ivanova
05.02.2025

Lesezeit: 8 Minuten

Website Content BFSG-konform umsetzen

Grafik mit Laptop und Inhaltselementen sowie Sprechblasen in bunten Farben.

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) verlangt ab dem 28. Juni 2025 von bestimmten Websites, dass sie barrierefrei gestaltet sind. Im dritten Teil unserer Blogreihe zum Thema Web-Barrierfreiheit widmen wir uns den redaktionellen Maßnahmen und der Frage welche Schritte Redakteure ergreifen müssen, um Inhalte für Websites zugänglich und inklusiv zu gestalten.

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Inhaltsübersicht des Blogbeitrags

Wichtige redaktionelle Ansätze für die Barrierefreiheit von Websites:

Textinhalte barrierefrei & verständlich gestalten

Eine barrierefreie Website verbessert nicht nur die Nutzererfahrung, sondern sorgt auch für eine bessere Auffindbarkeit in Suchmaschinen. Wichtige Aspekte wie einfache Sprache, eine klare Überschriftenstruktur und sinnvolle Alternativtexte für Bilder helfen dabei, Inhalte für alle zugänglich zu machen. Die folgenden Punkte zeigen, wie diese Maßnahmen effektiv umgesetzt werden können.

  • Einfache Sprache:
    Nicht alle Texte müssen in einfacher Sprache verfasst sein, aber wichtige Informationen – wie Kontaktangaben, Anleitungen oder Hinweise – sollten leicht verständlich verfügbar sein. Eine vollständige Übersetzung der Website in einfache Sprache ist nicht notwendig, aber hilfreich. Oft reicht eine separate Seite oder Sektion »Leichte Sprache«, die die Kerninhalte zusammenfasst, oder ein Button, der zur vereinfachten Version führt.
     
  • Strukturierte Überschriften:
    Eine klare Überschriften-Hierarchie (H1 bis H6) verbessert die Orientierung für Nutzer und Suchmaschinen. Menschen mit Screenreadern können gezielt zu Abschnitten springen, während Suchmaschinen die Inhalte besser indexieren. Eine H1-Überschrift sollte den Haupttitel der Seite enthalten und nur einmal vorkommen. Unterpunkte folgen logisch mit H2, H3 usw., ohne Ebenen zu überspringen.
     
  • Alternativtexte für Bilder:
    Nicht jedes Bild benötigt einen Alternativtext. Relevante Bilder, die Informationen vermitteln (z. B. Diagramme, Grafiken, Produktbilder), sollten einen aussagekräftigen Alt-Text haben. Dekorative Bilder, die keine inhaltliche Bedeutung haben, benötigen hingegen ein leeres Alt-Attribut (alt=""). Eine einfache Regel: Wenn jemand ohne das Bild wichtige Informationen verpassen würde, ist ein beschreibender Alternativtext notwendig – andernfalls bleibt das Alt-Attribut leer.
     
  • Sinnvolle Linktexte:
    Links sollten klar und verständlich beschreiben, wohin sie führen. Statt vager Formulierungen wie »Hier klicken« sollten aussagekräftige Texte verwendet werden, z. B. »Erfahren Sie mehr zu unserem Serviceangebot«. Das erleichtert nicht nur die Orientierung für Nutzer, sondern auch die Navigation für Screenreader und verbessert die Zugänglichkeit der Inhalte erheblich.

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Multimedia-Inhalte barrierefrei bereitstellen

Barrierefreie Medieninhalte sorgen dafür, dass Informationen für alle Menschen zugänglich sind – unabhängig von individuellen Einschränkungen. Durch Untertitel, Audiodeskriptionen und Textalternativen für Audioinhalte können Videos und Podcasts inklusiver gestaltet werden. Die folgenden Maßnahmen helfen dabei, Barrieren abzubauen und die Inhalte verständlicher zu machen.

  • Videos mit Untertiteln und Audiodeskription:
    Videos sollten so gestaltet sein, dass sie für alle Menschen zugänglich sind – unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten. Dazu gehören Untertitel, die gesprochene Inhalte und relevante Geräusche (z. B. „Tür schlägt zu“) darstellen. Für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen ist eine Audiodeskription besonders wichtig. Dabei werden visuelle Informationen wie Handlungen, Szenenwechsel oder Körpersprache über eine zusätzliche Tonspur beschrieben.
     
  • Textalternativen für Audioinhalte:
    Podcasts, Interviews und andere Audio-Dateien sollten immer eine schriftliche Transkription bereitstellen. Diese ermöglicht es Menschen mit Hörbeeinträchtigung oder Hörverlust, die Inhalte nachzulesen. Zusätzlich profitieren auch Nutzer davon, die gerade keine Möglichkeit haben, Audio abzuspielen, etwa in ruhigen oder lauten Umgebungen.
Grafisch dargestellte Kacheln in Grüntönen mit verschiedenen Multimedia-Icons
  • Steuerbare Player:
    Video- und Audio-Player müssen vollständig mit der Tastatur bedienbar sein. Das bedeutet, dass Nutzer alle Funktionen – wie das Abspielen, das Pausieren, das Vor- und Zurückspulen oder die Lautstärkenregulierung – ohne Maus regeln können. Eine klare visuelle Rückmeldung, welcher Player-Bereich gerade fokussiert ist, erleichtert die Navigation zusätzlich.

Von barrierefreien Multimedia-Inhalten profitieren neben Menschen mit Behinderungen auch Nutzer in unterschiedlichen Nutzungsszenarien.

Kontraste und Lesbarkeit für die Web-Barrierefreiheit optimieren

Eine gute Lesbarkeit ist essenziell, damit alle Nutzer Inhalte problemlos erfassen können. Farbkontraste, Schriftgrößen und die richtige Darstellung von Text spielen dabei eine entscheidende Rolle. Die folgenden Maßnahmen helfen, Barrieren zu vermeiden und die Zugänglichkeit für alle zu verbessern.

  • Ausreichender Farbkontrast:
    Texte und interaktive Elemente müssen sich klar vom Hintergrund abheben, damit sie für alle Nutzer gut lesbar sind. Der Mindestkontrastwert für normalen Text beträgt 4.5:1, für große Schrift sogar 3:1. Diese Werte stellen sicher, dass auch Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen oder Farbenblindheit Inhalte problemlos erkennen können. Besonders bei Buttons, Links und Formularfeldern ist ein ausreichender Kontrast entscheidend, um die Funktionalität klar zu kommunizieren.
     
  • Schriftgröße und Anpassbarkeit:
    Die Schriftgröße muss so gestaltet sein, dass sie skalierbar ist, ohne dass Inhalte sich überlappen oder unleserlich werden. Nutzer können die Schriftgröße meist direkt über ihre Browser-Einstellungen oder mithilfe von Zoom-Funktionen anpassen – typischerweise über die Tastenkombination „Strg +“ / „Cmd +“ zum Vergrößern und „Strg -“ / „Cmd -“ zum Verkleinern. Zusätzlich bieten viele Betriebssysteme globale Einstellungen zur Anpassung der Schriftgröße.
     
  • Kein Text in Bildern:
    Texte sollten grundsätzlich als echter Text und nicht als Teil eines Bildes dargestellt werden. Echte Texte können von Screenreadern gelesen, von Suchmaschinen indexiert und von Nutzer vergrößert oder angepasst werden. Wenn Text in Bildern aus gestalterischen Gründen unvermeidbar ist (z. B. in Logos oder speziellen Grafiken), muss unbedingt ein Alternativtext (Alt-Attribut) hinzugefügt werden, der den Inhalt verständlich beschreibt.

Durch die Optimierung von Kontrasten und Lesbarkeit wird sichergestellt, dass der Content nicht nur optisch ansprechend sind, sondern auch von allen Menschen unabhängig von ihren visuellen Fähigkeiten problemlos erfasst werden kann.

Benutzerfreundliche Navigation und Feedback

Eine klare und leicht zugängliche Navigation ist essenziell, um Barrierefreiheit zu gewährleisten.

  • Sinnvolle Breadcrumbs:
    Breadcrumbs – also Navigationspfade, die den aktuellen Standort innerhalb der Website anzeigen – helfen Nutzern, sich besser zu orientieren. Sie sollten klar strukturiert und nachvollziehbar aufgebaut sein, damit Nutzer jederzeit wissen, auf welcher Ebene der Website sie sich befinden und wie sie schnell zu übergeordneten Seiten zurückkehren können. Besonders bei umfangreichen Websites sind Breadcrumbs eine wertvolle Unterstützung zur einfachen Navigation.
Website mit Bildelement und Sprechblase darüber
  • Links in neuen Fenstern:
    Vermeiden Sie es, Links in neuen Fenstern zu öffnen, da dies die Webseiten-Nutzer verwirren kann. Falls nötig, kennzeichnen Sie solche Links deutlich, z. B. mit „...öffnet in neuem Tab“.
     
  • Feedback-Mechanismus:
    Nutzer müssen die Möglichkeit haben, Barrieren direkt zu melden. Ein klar gekennzeichneter Kontaktpunkt, z. B. ein Formular oder eine spezielle E-Mail-Adresse, erleichtert es, Feedback zur Barrierefreiheit abzugeben. Dabei sollte sichergestellt werden, dass Rückmeldungen zeitnah bearbeitet und ernst genommen werden. Ein gut funktionierender Feedback-Mechanismus trägt nicht nur zur kontinuierlichen Verbesserung der Barrierefreiheit bei, sondern stärkt auch das Vertrauen der Nutzer in die Website.

Tabellen und Diagramme barrierefrei gestalten

Eine gut strukturierte Darstellung von Daten und Grafiken ist wichtig, damit alle Nutzer die enthaltenen Informationen erfassen können. Logische Tabellenstrukturen und aussagekräftige Alternativtexte spielen eine wichtige Rolle. 

  • Logische Struktur:
    Tabellen sollten stets klar und logisch strukturiert sein, um für alle Nutzer verständlich zu bleiben. Das bedeutet, dass Zeilen- und Spaltenüberschriften eindeutig gekennzeichnet werden müssen. Screenreader können so die Beziehung zwischen Datenpunkten und Überschriften korrekt interpretieren und Nutzern vorgelesen werden. Besonders bei komplexen Tabellen mit mehreren Ebenen ist es wichtig, diese Struktur sauber und konsistent umzusetzen, um die Orientierung zu erleichtern.
     
  • Alternativtexte:
    Diagramme und Infografiken vermitteln oft wichtige Informationen visuell. Damit diese Informationen auch für Menschen zugänglich sind, die die Bilder nicht sehen können, sollten sie mit einem beschreibenden Alternativtext (Alt-Attribut) versehen werden. Bei besonders komplexen Grafiken reicht ein kurzer Alternativtext meist nicht aus. In solchen Fällen sollte eine ausführlichere Beschreibung als separater Text auf der Seite oder in unmittelbarer Nähe des Diagramms bereitgestellt werden.

Durch eine klare Struktur und aussagekräftige Alternativtexte wird sichergestellt, dass Tabellen und Diagramme für alle Nutzer verständlich und zugänglich sind – unabhängig von der Art und Weise, wie sie die Inhalte konsumieren.

Barrierefreiheitserklärung*

Jede Website muss eine leicht zugängliche und aktuelle Barrierefreiheitserklärung bereithalten. In dieser Erklärung sollte transparent dokumentiert sein, inwieweit die Website den Anforderungen an das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz entspricht. Außerdem sollten Nutzer in der Erklärung Hinweise darauf finden, welche Teile der Website möglicherweise nicht vollständig barrierefrei sind und warum das der Fall ist.

Schulung und Sensibilisierung im Bereich Web-Barrierefreiheit

Redakteure sollten die wichtigsten Anforderungen kennen und anwenden können, um die Barrierefreiheit für Websites erfolgreich umsetzen zu können. Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen helfen dabei, ein Verständnis für die klare Sprache, barrierefreie Strukturen und technische Anforderungen zu entwickeln. So wird Barrierefreiheit zu einem festen Bestandteil der Content-Erstellung.

  • Redakteurs-Training:
    Alle Redakteure sollten mit den Anforderungen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) vertraut sein. Dazu gehört ein grundlegendes Verständnis für klare Sprache, die richtige Verwendung von Überschriften, Alternativtexten und sinnvollen Linkbeschriftungen. Praktische Schulungen, die den Umgang mit barrierefreien Tools und Content Management Systemen vermitteln, helfen dabei, diese Anforderungen konsequent umzusetzen.
     
  • Bewusstsein schaffen:
    Inhalte, die klar strukturiert, leicht verständlich und zugänglich sind, verbessern das Nutzererlebnis für alle – nicht nur für Menschen mit Behinderungen. Sensibilisierungstrainings und regelmäßige Workshops können dazu beitragen, dieses Bewusstsein im gesamten Team zu verankern.

Ein geschultes und sensibilisiertes Team stellt sicher, dass Barrierefreiheit nicht nur als Pflichtaufgabe verstanden wird, sondern als zentraler Bestandteil einer inklusiven und benutzerfreundlichen Website.

Automatisierte Tests zur Überprüfung der Barrierefreiheit

Regelmäßige Tests sind essenziell, um die Barrierefreiheit Ihrer Website sicherzustellen – insbesondere, wenn mehrere Personen an der Gestaltung beteiligt sind oder kontinuierlich Änderungen vorgenommen werden. Automatisierte Tools wie WAVE , Axe oder der Accessibility Checker bieten eine effiziente Möglichkeit, technische Barrieren zu erkennen und problematische Stellen schnell zu identifizieren.

Redaktionelle Barrierefreiheit als Schlüssel zu inklusiven Websites

Die Umsetzung der Anforderungen des BFSG erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den technischen und den redaktionellen Teams. Während Entwickler die technische Basis schaffen, liegt es an den Redakteuren, barrierefreie Inhalte zu erstellen. Dabei gilt: Klarheit und Nutzerfreundlichkeit sind die Basis, um alle Menschen – unabhängig von individuellen Einschränkungen – einzubeziehen.

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